Augustinus und die Wissenschaft
Ein schönes Zitat von Augustinus, dem Bischof aus dem 4. Jahrhundert, das mir für unsere Zeit und die evangelikale Christenheit geradezu prophetisch erscheint.
»Nichts ist nun peinlicher, gefährlicher und am schärfsten zu verwerfen, als wenn ein Christ mit Berufung auf die christlichen Schriften zu einem Ungläubigen über diese Dinge Behauptungen aufstellt, die falsch sind und, wie man sagt, den Himmel auf den Kopf stellen, sodass der andre kaum sein Lachen zurückhalten kann. Dass ein solcher Ignorant Spott erntet, ist nicht das Schlimmste, sondern dass von Draußenstehenden geglaubt wird, unsere Autoren hätten so etwas gedacht. Gerade sie, um deren Heil wir uns mühen, tragen den größten Schaden, wenn sie unsere Gottesmänner daraufhin als Ungelehrte verachten und zurückweisen. Denn wenn sie einen von uns Christen auf einem Gebiet, das sie genau kennen, bei einem Irrtum ertappen und merken, wie er seinen Unsinn mit unseren Büchern belegen will, wie sollen sie dann jemals diesen Büchern die Auferstehung der Toten, die Hoffnung auf das ewige Leben und das Himmelreich glauben, da sie das für falsch halten müssen, was diese Bücher geschrieben haben über Dinge, die sie selbst erfahren haben und als unzweifelhaft erkennen konnten.«
(Aurelius Augustinus: Über den Wortlaut der Genesis. Der große Genesiskommentar in zwölf Büchern. Übers. v. Carl Johann Perl. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 1961, Band 1, Buch 1, Kapitel 19, Abschnitt 39, S. 33.)